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Am 13.12.2097 stürzte ein Asteroid mit einem Durchmesser von 1,5 km auf den nordwestlichen Teil des US-Bundesstaates Wyoming. Mit der geschätzten Stärke von 4 Gigatonnen wurden durch den Einschlag Millionen Tonnen Gestein und Staub in die Atmosphäre geschleudert.

Schlimmer jedoch war, dass dieses kataklysmische Ereignis in jener super-vulkanischen Gegend stattfand, die früher als Yellowstone-Nationalpark bekannt war: Infolge des Asteroiden-Einschlags ereignete sich die größte vulkanische Eruption der letzten 650.000 Jahre - was das Ausmaß der Katastrophe vervielfachte. Schwefelaschen und Ruß kontaminieren die Wasservorräte der Erde und schlucken jedes Sonnenlicht - auf der Erde herrscht seitdem globaler Winter. Diese neue Zeit in der Menschheitsgeschichte wurde AGD benannt: After the Global Desaster - nach dem globalen Desaster.

Während der ersten fünf Jahre der neuen Zeitrechnung herrschten weltweit Anarchie und Chaos. Im Jahre 6 AGD entstanden jedoch neue Herrschaftsstrukturen mit der sogenannten "Allianz der Gouverneure" - ihnen gelang die Durchsetzung relativer Ordnung auf der Basis einer Art "aufgeklärten Diktatur". Im 4. Jahrzehnt nach AGD führte die neuartige UCP-Technologie (Ultra-light Component Production) zu einem erneuten globalen Wirtschaftsaufschwung. UCP erlaubte durch die massenhafte Bereitstellung vorgefertigter Bauteile und Verbindungselemente die Konstruktion von Globopolis, der globalen Stadt in dem die Erde umgebenden Weltraum. Heute bieten bereits Hunderte nationaler UCP-Baukomplexe auf geostationären Positionen oberhalb ihrer terrestrischen Territorien Lebensraum für nun schon wieder mehr als fünf Millionen Menschen.

Trotz des durch die Katastrophe verursachten massenhaften Verlustes von Leben auf dem Planeten, ist es der Menschheit letztlich doch gelungen, sich an die neuen Lebensbedingungen anzupassen -und das weit besser als zu erwarten war. Infolge der allgegenwärtigen Kontamination ist zwar Leben auf der Erde selbst nur innerhalb geschlossener Räume möglich - doch die meisten Menschen leben jetzt komfortabel in den miteinander verbundenen UCP-Wohnkomplexen. Deren Klimatisierung wird, ebenso wie der Antrieb von Privatfahrzeugen und Bussystemen mittels Wasserstoff sichergestellt. Magnetzüge, Flugzeuge und die Raumgleiter des O.R.S.S. (Orbital Rocket Shuttle Service) erfüllen alle Transportbedürfnisse. Die meisten Wohnkomplexe verfügen über Standard-Treibhausbereiche, in denen gentechnisch gestaltete Hochleistungssaaten unter ständigem Pflanzenlicht die Ernährung sicherstellen. Diese Ausrüstungen werden von zwei unabhängigen Territorien, nämlich Indien und Israel bezogen. Das Supranet dient der Kommunikation, Ausbildung, Unterhaltung und dem Handel. Das Leben geht weiter ...

Die Erdenergie-Gilde
Die CEG (Core Energy Guild) wurde bereits 2037 - also noch vor AGD - in Ekuador gegründet. Ihr Ausgangspunkt war das großartige Projekt einer geothermischen Kraftanlage unter Nutzung des hier verbreitet und relativ nahe der Erdoberfläche gegebenen Vulkanismus: Zunächst leiten gewaltige Installationen Wasser in natürliche Hohlräume in etwa 3 km Tiefe, von wo aus das dort zu Hochdruck-Heißdampf gewandelte Wasser durch natürliche und künstliche Leitungssysteme wieder an die Erdoberfläche schießt. Dort erzeugt dieser Dampf in jeder der riesigen Turbinen jeweils über 100 Milliarden KW/h jährlich. Etwa 20 % der so erzeugten Energie finden in angeschlossenen Elektrolyse-Anlagen Verwendung zur Gewinnung von Wasserstoff aus Wasser. Der Wasserstoff wird verdichtet und mittels Pipelines und einer Flotte gewaltiger Zeppeline verfrachtet.

Die Franchise-Territorien der CEG
Nunavut, die nördlichste Provinz Kanadas und Land der Inuit, wurde im Jahre 2075 unabhängig. Island wurde 2081 durch friedliche Angliederung Teil des Nunavut-Staates. Und kurz darauf errichtete die CEG in der stark geothermischen Region nahe Reykjavik eine weitere ihrer Anlagen. Heute exportiert das Werk Elektrizität in alle europäischen Territorien und fast der gesamte Wasserstoffbedarf Europas wird von dieser Nunavut CEG-Elektrolyseanlage befriedigt.

Alaska erreichte nach Jahren großer Auseinandersetzungen über die Landesrechte 2086 seine Unabhängigkeit von den USA. Die CEG wählte 2091 Alaska als zweites Franchise-Territorium und begann den Bau von zwei weiteren ihrer Anlagen - in der Region Katmai und auf Unimak Island, beides zum Archipel der Aleuten zählend. Heute liefern diese Werke 90 % des Wasserstoffbedarfs der nordamerikanischen Territorien. Insgesamt liefern alle CEG-Installationen zusammen etwa 30 % des Weltenergiebedarfs.

Um 2025 waren die Welterdölreserven zu großen Teilen erschöpft. Die Regierungen von Saudi-Arabien und Iran investierten deshalb in Technologie und Infrastruktur für eine umfassende Nutzung der Solarenergie. Die gemeinsame Entwicklung führte 2094 zu einem technologischen Durchbruch in Bezug auf Energiespeicherung und -transport: Mit der revolutionären Ionen-Plasma-Beam-Technologie konnte Energie zwischen zwei bis zu 1.500 km voneinander entfernten Punkten wirtschaftlich transferiert werden.

Im Jahr 12 AGD gründeten beide Länder gemeinsam die SSG (Solar Satellite Guild), kurz nachdem sie ihre erste Superstruktur im All fertiggestellt hatten. Heute betreibt die Gilde fünf derartige Satelliten, von denen jeder mit einer ca. 30 Hektar großen Oberfläche aus supereffizienten Sonnenstrahlen-Kollektoren ausgestattet ist. Die Satelliten beamen die gewonnene Energie mittels der Ionen-Plasma-Technologie zu Empfänger/Speicher-Systemen auf der Erdoberfläche. Auch die Transportbedürfnisse der WWG (Wind & Wave Energy Guild) werden von der SSG erfüllt: Die aus Wind und Wellen gewonnene Energie wird über die Solar-Satelliten reflektiert und ebenfalls den terrestrischen Empfänger/Speicher-Systemen zugeführt.

Die Wind & Wellen Energie-Gilde
Die WWG wurde 2028 anlässlich der Fertigstellung von drei durch Tansania und Südafrika gemeinschaftlich errichteten Großbauten am Indischen Ozean gegründet. Die Gilde deckt heute den gesamten Energiebedarf der afrikanischen Territorien und exportiert in Kooperation mit der SSG zusätzlich nach asiatischen und europäischen Territorien. Die tansanische Anlage erstreckt sich in drei Sektionen über 220 km Länge; die südafrikanische Anlage befindet sich südlich des Kaps der guten Hoffnung. Zusammen können beide Kraftwerke über 1 Milliarde KW/h täglich erzeugen. Mit Beginn des AGD-Zeitalters adaptierte und erweiterte die WWG ihre Anlagen zum Zweck der Meerwasserentsalzung und ist heute der Lieferant für Trinkwasser für alle afrikanischen und asiatischen Territorien.

Die Frischwasser-Gilde
Die gewaltige vulkanische Aktivität hat zu Beginn des Zeitalters mit ihrem schwefelhaltigen Aschenauswurf zur Versauerung und Vergiftung fast aller Niederschläge auf der Erde geführt, mit PH-Werten von 4,1 bis zu niedrigen 3,5. Der zunehmende Mangel an trinkbarem Wasser führte zur Gründung der FWG (Fresh Water Guild) durch Schweden und Norwegen, die noch über Territorien mit großen und nicht kontaminierten Wasser- und Eisreserven verfügten.

Abgekürzt O.R.S.S. (Orbital Rocket Shuttle Service), wurde als System in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts alter Zeit entwickelt. Jeder dieser wiederverwendbaren Raumtransporter - kurz “Shuttle” genannt - kann mehr als 1.000 Passagiere befördern und flog in der alten Zeit auf parabolischen Kursen in Höhen bis zu 100 km beispielsweise von New York nach Paris in nur 18 Minuten, von London nach Neuseeland in nur 28 Minuten. In der neuen Zeit verbleiben die “Shuttles” zumeist im Raum, wo sie den Transport von Passagieren und Ressourcen zwischen den Globopolis-Komplexen wahrnehmen. Nur von ihnen aus können terrestrische Bewohner auch heute noch die Sonne sehen ...